Aktuelles
Traumberuf (Haus-)Ärztin/(Haus-)Arzt im Ostalbkreis
01.02.2023Der Ostalbkreis und die Kliniken Ostalb gkAöR bieten Medizinstudierenden eine finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien an, die bereit sind, nach dem Studium im Ostalbkreis tätig zu werden. Ziel ist es, damit dem zunehmenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten im ländlichen Raum entgegenzuwirken und Medizinstudierende frühzeitig für eine spätere Tätigkeit im ländlichen Raum zu begeistern. Ab sofort laufen wieder die Bewerbungsfristen.
Für Medizinstudierende bietet das Stipendienprogramm die Möglichkeit, finanziell unabhängiger ihr Medizinstudium zu absolvieren. Auch können die Stipendiaten von fachlichem Mentoring, zentralen Ansprechpartnern und vielfältigen Fortbildungsprogrammen profitieren und erhalten frühzeitig die Perspektive auf eine qualifizierte Facharztweiterbildung und einen sicheren Arbeitsplatz im Ostalbkreis.
Förderung der hausärztlichen Tätigkeit durch das Landratsamt
Mit dem Jahr 2023 hat der Ostalbkreis die Rahmenbedingungen des Stipendienprogramms aktualisiert. Ab dem 5. Semester fördert der Ostalbkreis Studierende der Humanmedizin mit einer Vergütung von monatlich 500 Euro, für die Dauer von maximal sechs Semestern und vier Monaten. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach Erteilung der Approbation ihre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin mit dem Ziel einer hausärztlichen Tätigkeit in den Kliniken Ostalb bzw. in einer Weiterbildungspraxis im Ostalbkreis zu absolvieren und danach für mindestens zwei Jahre als Hausärzte im Ostalbkreis vertragsärztlich tätig zu werden.
Förderung der Facharztweiterbildung durch die Kliniken Ostalb
Die Kliniken Ostalb fördern Studierende der Humanmedizin ebenfalls ab dem 5. Semester mit einer Vergütung von monatlich 500 Euro für die Dauer von maximal 36 Monaten. Nach Abschluss des Studiums erhalten die Stipendiaten eine Stelle als Ärztin/Arzt in Weiterbildung entsprechend des Wunschbereichs in den Kliniken Ostalb. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten nach abgeschlossener ärztlicher Ausbildung, eine Beschäftigung für mindestens drei Jahre im Rahmen der Weiterbildung zum Facharzt in den Kliniken Ostalb gkAöR aufzunehmen.
Antragsberechtigt sind grundsätzlich Studierende des Studiengangs Humanmedizin, die an einer Universität im Bundesgebiet oder an einer Hochschule in einem Mitgliedsland der EU eingeschrieben sind, deren Approbation in Deutschland anerkannt wird und die den Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Vorklinik) bestanden haben. Ausnahmen sind jedoch im Einzelfall möglich.
Interessierte können sich zum ab sofort bis zum 20. Februar 2023 (für den Start im Sommersemester 2023) oder bis zum 20. August 2023 (für den Start im Wintersemester 2023) für das Stipendienprogramm bewerben.
Weitere Informationen und Kontakt:
Stipendienprogramm – Landratsamt Ostalbkreis
Diana Kiemel, Telefon 07361 503-1114, E-Mail: diana.kiemel@ostalbkreis.de
Link: Stipendienprogramme für Medizinstudierende
Stipendienprogramm - Kliniken Ostalb gkAöR
Lena Ebner, Telefon: 07361 55-3511, E-Mail: lena.ebner@kliniken-ostalb.de
Link: Stipendien-Programm für Medizinstudent*innen

Hausärztliche Genossenschaft im Raum Ellwangen/Virngrund gegründet
13.01.2023Auf Initiative des Landratsamts Ostalbkreis und der Ärzteschaft Aalen wurde die Genossenschaft VirnMed zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung im Raum Ellwangen/Virngrund gegründet. Im Ellwanger Palais Adelmann schlossen sich am 13. Januar 2023 zwölf Gemeinden und drei Ärztinnen und Ärzte zusammen.
Das gemeinsame Ziel: Die Verbesserung der hausärztlichen Versorgungssituation im Raum Ellwangen/Virngrund. Denn die dortige hausärztliche Versorgung steht mit Blick auf die aktuelle Versorgungssituation und die vorhandene Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte vor großen Herausforderungen. Vereinzelt konnten schon in der Vergangenheit freiwerdende Hausarztsitze aufgrund mangelnder Nachfolger nicht wiederbesetzt werden. Ebenso ist aktuell die Hälfte der niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte 60 Jahre und älter. Diese werden in den nächsten Jahren sukzessive ihre Praxistätigkeiten aufgeben und in den Ruhestand eintreten.
Die nachrückende Ärztegeneration ist jedoch immer weniger bereit, die Herausforderungen einer selbstständigen Tätigkeit auf sich zu nehmen und sich im ländlichen Bereich niederzulassen. Die beteiligten Gemeinden und Ärztinnen und Ärzte wollen deshalb gemeinsam mit der Gründung einer Genossenschaft eine Struktur schaffen, die es ermöglicht, Arztsitze zu übernehmen, in Form von Medizinischen Versorgungszentren oder Zweigpraxen weiterzuführen und Rahmenbedingungen (Anstellung, Teamarbeit, Teilzeit, Work-Life-Balance etc.) zu bieten, die die Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner ansprechen und interessieren. Das generelle Problem der fehlenden Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner kann dadurch sicherlich nicht gelöst werden. Jedoch soll die VirnMed Strukturen bieten, die es erleichtern, Medizinerinnen und Mediziner für den Ostalbkreis zu gewinnen, denn ein Ziel der genossenschaftlichen MVZs ist es, Ärztinnen und Ärzte von "bürokratischen" Aufgaben, soweit möglich zu entlasten und damit eine Konzentration auf die medizinische Tätigkeit zu ermöglichen.
Auch für ältere Ärztinnen und Ärzte, die bald in den Ruhestand gehen möchten, ist die Möglichkeit, ohne die Last der Verwaltungstätigkeiten in Teilzeit medizinisch tätig zu sein, sehr attraktiv. Zudem wird ihnen die Aufgabe abgenommen, eine Nachfolge für ihre Praxen zu suchen. Die Besonderheit der VirnMed ist außerdem, dass die Genossenschaft sowohl landkreisübergreifend als auch planungsbereichsübergreifend in zwei verschiedenen Planungsbereichen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg gegründet wurde. Neben den zehn Ostalbkreis-Gemeinden der Region Ellwangen/Virngrund sind die Gemeinden Bühlerzell und Bühlertann aus dem benachbarten Kreis Schwäbisch Hall aufgrund der auch dort bereits fehlenden hausärztlichen Versorgung und der landkreisübergreifenden Patientenströme miteingebunden.
Landrat Dr. Joachim Bläse, der die Gründungsversammlung der Genossenschaft eröffnete, lobte das gemeinsame Engagement von Ärzteschaft und Kommunalpolitik: "Mit der Gründung der Genossenschaft im Raum Ellwangen/Virngrund wurde ein weiterer Schritt in Richtung der langfristigen Aufrechterhaltung und Sicherstellung einer flächendeckenden und wohnortnahen Gesundheitsversorgung im ländlichen und städtischen Raum im Ostalbkreis gegangen."
Neben dem Aufbau der Genossenschaft setzt der Landkreis in Zusammenarbeit mit den Ärzteschaften und den Kliniken Ostalb schon seit 2020 zahlreiche Maßnahmen zur Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten für die hausärztliche Versorgung im Ostalbkreis um. Dazu zählen beispielsweise die Gründung des Weiterbildungsverbunds Allgemeinmedizin, das Aufsetzen eines Stipendienprogramms für Medizinstudierende und die Gründung einer hausärztlichen Genossenschaft im Schwäbischen Wald.
Austausch zur ambulanten ärztlichen Versorgung im Ostalbkreis
21.12.2022Die Bundestagsabgeordneten aus dem Ostalbkreis diskutierten im Aalener Landratsamt gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaften, der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg und der Kommunen über Möglichkeiten zur Verbesserung der medizinischen Versorgung.
Landrat Dr. Joachim Bläse begrüßte die Bundestagsabgeordneten Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen), Leni Breymaier (SPD), Dr. Inge Gräßle (CDU) und Roderich Kiesewetter (CDU) sowie die Vertreter der verschiedenen Institutionen und Akteursgruppen zu einem Austausch zur Gesundheitsversorgung und erläuterte zu Beginn die Herausforderungen, vor denen das deutsche Gesundheitssystem vor allem im Bereich der hausärztlichen Versorgung steht. Dazu zählen unter anderem eine immer älter werdende Gesellschaft und der damit einhergehende steigende Bedarf an Gesundheitsleistungen. Zugleich sind bereits 40 Prozent der Hausärztinnen und -ärzte im Ostalbkreis über 60 Jahre alt und die Zahl der Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner, die die im ländlichen Raum vorherrschenden Einzelpraxen übernehmen möchten, ist eher gering.
Neben einem kurzen Statement der Bundestagsabgeordneten, der KVBW und der Bezirksärztekammer zum Thema Gesundheitsversorgung bundesweit, landesweit und im Ostalbkreis, konnten im Verlauf des Abends die Kommunen und Ärztinnen und Ärzte aus dem Ostalbkreis ihre Sorgen, Anregungen und Wünsche hervorbringen. Auch wurden einige Bitten an die Bundes- und Landespolitik sowie an die Vertreter der KVBW und der Bezirksärztekammer formuliert.
Dabei wurde vor allem deutlich, dass zur weiteren Aufrechterhaltung und zur Verbesserung der medizinischen Versorgung die Anzahl der Medizinstudienplätze erhöht und der Numerus clausus überdacht werden sollte - auch im Hinblick auf das vergleichsweise schwierige Abitur in Baden-Württemberg. Darüber, dass attraktivere Rahmenbedingungen für den ärztlichen Beruf geschaffen werden sollten, waren sich alle Anwesenden einig. Als eine Möglichkeit, um den Bedürfnissen der Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner nach Anstellung, Teilzeit und Teamarbeit gerecht zu werden, wurden Medizinische Versorgungszentren (MVZs) aber auch eine gute Kinderbetreuung für die immer weiblicher werdende Medizin gesehen.
Insbesondere wurden auch die ausufernde Bürokratie, die enorme Zeit in Anspruch nimmt und damit bei der Patientenversorgung fehlt, die veraltete Bedarfsplanung, mit der geregelt wird, in welchen Regionen sich Ärztinnen und Ärzte niederlassen dürfen, sowie Probleme bei der Einführung des elektronischen Rezepts oder der elektronischen Patientenakte angesprochen. Thematisiert wurden außerdem neue unterstützende Gesundheitsberufe, wie etwa Physician Assistants, die seit dem Wintersemester an der Hochschule Aalen ausgebildet werden und die zu einer Entlastung der Ärztinnen und Ärzte beitragen können. Um deren Einsatz auch im ambulanten Bereich zu ermöglichen, wurde die Aufnahme der Leistungen der neuen Gesundheitsberufe in die Regelversorgung gewünscht.
Insgesamt wurde von Seiten der Bundespolitik und den Vertretern der KVBW sowie der Bezirksärztekammer, dem Ostalbkreis, den Ärztinnen und Ärzten sowie den Kommunen ein großer Dank und Anerkennung für das außergewöhnliche Engagement zur Sicherstellung auf Aufrechterhaltung der Versorgung vor Ort und für ihren Einsatz für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger entgegengebracht. Da von allen Seiten der Wunsch nach mehr Dialog und Zusammenarbeit geäußert und sich darauf verständigt wurde, gemeinsam die Versorgungsprobleme im ländlichen Raum anzugehen, soll der Austausch in dieser Runde wiederholt werden.
Gesundheitsversorgung der Zukunft - Kommunale Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises
28.10.2022Die diesjährige Öffentliche Kommunale Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises im Berufsschulzentrum in Aalen informierte am 27. Oktober 2022 ca. 100 Bürgerinnen und Bürger über die Probleme und Herausforderungen, die sich der Ostalbkreis mit seinen Gesundheitsakteuren und der Bevölkerung im Bereich der haus- und fachärztlichen Versorgung aktuell und in den kommenden Jahren stellen muss und darüber was die Bürgerinnen und Bürger im Ostalbkreis selbst tun können, um die Situation zu verbessern. Auch wurde darüber berichtet, mit welchen Maßnahmen und Modellen im Ostalbkreis versucht wird, die Versorgung sowohl im städtischen als auch ländlichen Raum weiterhin wohnortnah und auf qualitativ hochwertigem Niveau zu gewährleisten.
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. Neben einer immer älter werdenden Bevölkerung und der damit verbundenen Zunahme chronischer Erkrankungen, herrscht gleichzeitig ein Mangel an medizinischem und pflegerischem Fachpersonal, wodurch die Wege für Patientinnen und Patienten weiter und die Wartezeiten für Arzttermine immer länger werden. Bereits bei der Begrüßung wies Landrat Dr. Joachim Bläse darauf hin, dass vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen die Sicherstellung und Aufrechterhaltung einer flächendeckenden und möglichst wohnortnahen medizinischen Versorgung auf hohem qualitativem Niveau auch hier im Ostalbkreis immer wichtiger und herausfordernder werden. Er betonte, dass sich daher die Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd, die Kliniken Ostalb, die Kommunen und das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Ulm gemeinsam auf den Weg gemacht haben, die Gesundheitsversorgung im Kreis zu sichern und weiterzuentwickeln.
Im ersten Vortrag gingen Herr Dr. Alexander Stütz, Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin in Schwäbisch Gmünd, und Herr Dr. Bertold Schuler, Facharzt für Innere Medizin in Schwäbisch Gmünd, auf die aktuellen Trends in der ambulanten Versorgung, wie die Überalterung der Hausärztinnen und -ärzte, die veränderten Ansprüche und Präferenzen der jungen Medizinerinnen und Mediziner sowie der Wunsch nach Teilzeittätigkeit ein. Dabei wurde deutlich, dass sich die Anzahl der Ärztinnen und Ärzten in Baden-Württemberg in den letzten Jahren erhöht hat, jedoch sich der Versorgungsumfang immer mehr reduziert. Die Nachbesetzung von hausärztlichen (Einzel-)Praxen wird dadurch immer schwieriger. Aktuell sind 30,5 Hausarztstellen im Ostalbkreis unbesetzt. Herr Dr. Schuler verwies darauf, dass es vor 30 Jahren noch ganz anders aussah. Er sprach von einer „Arztschwemme“ in den 1990er-Jahren, zu welcher Zeit es Ärztinnen und Ärzte schwierig hatten, überhaupt eine Stelle zu finden. Lösungen werden von den beiden Referenten vor allem in größeren Zusammenschlüssen oder innovativen Versorgungsmodellen, wie der hausärztlichen Genossenschaft MEDWALD e.G. gesehen.
Herr Dr. Jürgen Wacker, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Schwäbisch Gmünd und Herr Dr. Walter Hauf, Facharzt für Orthopädie in Ellwangen, erläuterten, dass es auch im Bereich der fachärztlichen Versorgung Schwierigkeiten in der Nachfolgesuche gibt. „Wir überaltern und es gibt zu viele Einzelpraxen“ fasst Herr Dr. Wacker zusammen. Herr Dr. Wacker stellt die Vorteile der ambulanten im Vergleich zur stationären Versorgung vor. Diese biete laut ihm bspw. eine persönliche, individuelle, kostengünstige und kontinuierliche Betreuung der Patientinnen und Patienten, was Kliniken nicht leisten können. Als eine Lösung im fachärztlichen Bereich sehen die Referenten das Gesundheitsnetz Zukunft e.V., ein Zusammenschluss von 24 Ärztinnen und Ärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie im Ostalbkreis. Ziel dieses Netzwerks ist, die Verbesserung und der Erhalt der orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung im Ostalbkreis sowie die Etablierung einer fachspezifischen orthopädischen Vorsorgeuntersuchung im Alter von 10-14 Jahren. Herr Dr. Hauf betont: „Solch ein Netzwerk schafft Vertrauen, stärkt die Zusammenarbeit und ermöglicht Strukturen, mit denen die Versorgung im Ostalbkreis verbessert werden kann.“
Frau Diana Kiemel und Frau Leonie Schönsee, Mitarbeiterinnen des Landratsamtes Ostalbkreis, präsentierten in ihrem Vortrag, welche Möglichkeiten und Modelle zur Sicherstellung und Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung im Ostalbkreis gemeinsam mit den verschiedenen (Gesundheits-) Akteuren bereits entwickelt und umgesetzt wurden. Dazu zählt neben der hausärztlichen Genossenschaft MEDWALD e.G. auch das Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald, ein dezentraler Zusammenschluss verschiedener Gesundheitsberufe und -institutionen. Auch stellten die Referentinnen neue Berufsfelder im Bereich der medizinischen Versorgung vor, mit denen die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft möglicherweise Kontakt haben werden. Vor allem im Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald sollen diese zum Einsatz kommen. Im November 2022 werden im Gesundheitsnetz zwei „Patientenlotsinnen“ tätig. 2023 soll eine Community Health Nurse (Gemeindeschwester) das Gesundheitsnetz verstärken. Und seit dem Wintersemester 2022/2023 kann an der Hochschule Aalen das Studium zum „Physician Assistant“ (Arztassistentin/Arztassistent) absolviert werden. Alle Modelle und neue Berufsfelder haben das Ziel, die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern sowie Ärztinnen und Ärzte im Schwäbischen Wald und im Ostalbkreis zu entlasten.
Herrn Dr. Karsten Gnauert, Chefarzt der Frauenklinik am Ostalb-Klinikum in Aalen, erläuterte in seinem Vortrag die Relevanz von Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von vielen Krankheiten und schilderte anschaulich, dass eine frühere Diagnose mit einer einfacheren Heilung einhergehe. Gleich zu Beginn seines Vortrags machte Herr Dr. Gnauert deutlich, dass uns Vorsorgeuntersuchungen im Alltag nicht ganz unbekannt sind und verglich diese mit dem Waschen unserer Autos oder der alle zwei Jahre durchzuführenden Hauptuntersuchung (TÜV). Dies wird von den Bürgerinnen und Bürger ganz selbstverständlich durchgeführt. Die Teilnahmequoten der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland an der Vielfalt an Vorsorgeuntersuchungen im Bereich Gesundheit schneidet dagegen eher schlechter und im internationalen Vergleich niedriger ab. Dabei nehmen Frauen häufiger als Männer Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. „Insgesamt haben wir in Deutschland hier noch ganz schön Luft nach oben“ fasst Herr Dr. Gnauert zusammen.
Abschließend referierte Herr Prof. Dr. Dieter Ahrens, Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement im Studienbereich Gesundheitsmanagement an der Hochschule Aalen, über das Konzept der Gesundheitskompetenz, vor allem über die Kompetenzen, Gesundheitsinformationen zu finden, zu bewerten und diese anzuwenden. Dabei ging er auf die Über-, Unter- und Fehlinformation der Bevölkerung ein, welche unter anderem dadurch bedingt ist, dass die Qualität der Gesundheitsinformationen in verschiedenen Informationenportalen oft mäßig ist. Um die Gesundheitskompetenz in Deutschland zu stärken, ist es laut Herrn Prof. Ahrens wichtig, gute Gesundheitsinformationen bereitzustellen und die Kompetenzen der Bevölkerungen dafür zu schaffen bzw. zu stärken. Dies kann beispielsweise durch den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz unterstützt werden. Abschließend gibt Herr Prof. Ahrens einen Ausblick auf das Thema "Gesundheitskiosk" und stellt verschiedene Portale im Internet wie gesund.bund.de vor, die Gesundheitsinformationen qualitativ hochwertig, verständlich und vertrauensvoll bereitstellen.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Referenten kamen aus dem Publikum zahlreiche Fragen, die einen weiten Bogen über den besten Zeitpunkt zur Stärkung der Gesundheitskompetenz, die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen in der medizinischen Versorgung, die Frage „Wann und wie bin ich ein guter Patient?“ und die Vor- und Nachteile von Vorsorgeuntersuchungen spannten.
Die nächste Kommunale Gesundheitskonferenz im Ostalbkreis findet am 18. Oktober 2023 statt.
Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald gegründet
26.09.2022Auf Initiative des Landratsamts Ostalbkreis und der Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd haben sich mehrere Gesundheitsakteure zusammengeschlossen, um das "Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald" zu gründen.
Mit dem Ziel, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen zu intensivieren, unterzeichneten am 26. September insgesamt 13 Gesundheitsakteure und -organisationen eine Kooperationsvereinbarung. Das neu gegründete Gesundheitsnetz hat den Zweck, die wohnortnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten im Schwäbischen Wald im Ostalbkreis zu verbessern. Die Mitglieder streben unter anderem eine effizientere Kommunikation sowie die Durchführung von interdisziplinären Fallkonferenzen an. Auf diese Weise soll eine kontinuierliche Versorgung "aus einer Hand" ermöglicht werden.
Mitglieder des Gesundheitsnetzes sind etwa die hausärztliche Genossenschaft MEDWALD eG, der Hausarzt Volker Scharffenberg, die Stiftung Haus Lindenhof, die apio-Pflege, der Pflegestützpunkt Ostalbkreis, die Kliniken Ostalb, die Ernährungsberaterin Sabrina Hettich und die Wundmanagerin Ramona König. „Wir würden uns natürlich sehr darüber freuen, wenn sich noch weitere Gesundheitsakteure dem Netzwerk anschließen“, betonte die Sozialdezernentin des Ostalbkreises, Julia Urtel.
Unterstützt werden die Netzwerkmitglieder ab dem 1. November 2022 von zwei Patientenlotsinnen, die als zentrale Ansprechpartnerinnen den Versorgungsprozess von chronisch kranken und multimorbiden Personen koordinieren werden. Sie führen Hausbesuche durch, erstellen Hilfepläne, vermitteln gesundheitsbezogene Leistungen und prüfen den Erfolg der Maßnahmen. Alle Gesundheitsakteure im Schwäbischen Wald können die Leistungen der Patientenlotsinnen für ihre Patientinnen und Patienten mit entsprechenden Versorgungsbedarfen kostenfrei in Anspruch nehmen.
Ab dem kommenden Jahr wird zudem eine Gemeindeschwester im Gesundheitsnetz tätig. Sie wird Hausbesuche vornehmen, Kontrolluntersuchungen und Routinebehandlungen durchführen wie beispielsweise Blutdruckmessung oder Verbandswechsel sowie bei der Therapie von Bagatellerkrankungen unterstützen. Außerdem wird sie zu den Themen Gesundheitsförderung und Prävention beraten, wie etwa zur Sturzprophylaxe und zu gesunder Ernährung. Auch bei der Medikamenteneinnahme und beim Selbstmanagement chronischer Erkrankungen wird sie den Patientinnen und Patienten im Schwäbischen Wald unterstützend zur Seite stehen.
"Das Besondere an den Patientenlotsinnen und der Gemeindeschwester ist, dass sie sich mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten nehmen können, weil sie nicht über das Regelsystem finanziert werden", erläuterte der Durlanger Hausarzt Dr. Heiner Steinat. Das Pilotprojekt wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert. Die Region "Schwäbischer Wald" im Ostalbkreis wurde aufgrund des dortigen geringen hausärztlichen Versorgungsgrads von 58,4 Prozent ausgewählt.
Hausärztin/Hausarzt werden im Ostalbkreis: Landkreis unterstützt Medizinstudierende durch Vergabe von Stipendien
22.08.2022Studienalltag, Privatleben und Finanzierung des Studiums unter einen Hut zu bringen sind nicht leicht. Ein Medizin-Stipendium kann da eine große Erleichterung sein. Dabei macht aber nicht nur der finanzielle Aspekt ein Stipendium so attraktiv. Das weiß auch die erste Stipendiatin des Ostalbkreises, Milena Schurr.
Der Ostalbkreis und die Kliniken Ostalb gkAöR bieten Medizinstudierenden eine finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien an. Ziel ist es, damit dem zunehmenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten im ländlichen Raum entgegenzuwirken und Medizinstudierende frühzeitig für eine spätere Tätigkeit im ländlichen Raum zu begeistern. Für den ersten Durchlauf des Stipendienprogramms im hausärztlichen Bereich hat sich auch Milena Schurr, Studierende der Humanmedizin an der UMF Cluj-Napoca in Rumänien, beworben und eine Zusage erhalten.
Ihr Interesse, später im Gesundheitsbereich zu arbeiten, ergab sich schon früh durch ihre ehrenamtliche Arbeit beim Deutschen Roten Kreuz und ihre Erfahrung, die sie als Schulsanitäterin sammeln durfte. Der Wunsch, Ärztin zu werden, hat sich beim späteren Freiwilligen Sozialen Jahr beim Rettungsdienst in Aalen bestärkt, sodass sie dann nach weiteren zwei Jahren als Rettungssanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz in Schwäbisch Gmünd im August 2019 in Rumänien Humanmedizin zu studieren begann. Neben dem Wunsch, später dem Hausarztberuf nachzugehen, freut sie sich auch auf die ganzheitliche Arbeit am Patienten in einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen im Ostalbkreis.
Als künftige Hausärztin sieht sich Schurr als internistische und chirurgische Anlaufstelle und erste Ansprechpartnerin für Patientinnen und Patienten. Vor allem die Bandbreite des Hausarztberufs, das enge Vertrauensverhältnis zu den Patientinnen und Patienten und dass man diese teilweise über Jahrzehnte hinweg kennt und begleitet, begeistert Milena Schurr am Beruf einer Hausärztin. Für die Zukunft ist ihr eine Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Kliniken wichtig, um eine ganzheitliche Patientenversorgung und ressourcenschonende Medizin zu ermöglichen, von der auch Patientinnen und Patienten profitieren.
Als Beweggründe, sich auf das Stipendienprogramm zu bewerben, erläutert Milena Schurr: "Eine regelmäßige finanzielle monatliche Unterstützung verschafft mir Sicherheit und Unabhängigkeit. Mir gefällt die Unterstützung von Seiten des Ostalbkreises, der mir Mentoren zur Verfügung stellt. Durch verschiedene Veranstaltungen kommt man mit älteren Studierenden, Medizinstudierenden im Praktischen Jahr und Ärztinnen und Ärzten in Kontakt und kann von deren Erfahrungen und dem Austausch profitieren, was auch später sehr wichtig ist." Auch fühlt sie sich dem Ostalbkreis, ihrem Heimatort, aufgrund seiner landschaftlichen Vielfalt und der Kombination aus Natur und Kultur und der gleichzeitigen Nähe zu Stuttgart sehr verbunden.
Die Stipendienprogramme des Ostalbkreises sowie der Kliniken Ostalb bieten neben der finanziellen Unterstützung auch den Vorteil, frühzeitig im Ostalbkreis Kontakte für den späteren Berufsweg zu knüpfen und sich persönlich weiterzuentwickeln. In beiden Programmen erhalten die Stipendiaten Unterstützung genau dort, wo diese sie benötigen. Auch für den Start im Wintersemester können sich Studierende des Studiengangs Humanmedizin bis 20.09.2022 auf die beiden Stipendienprogramme des Ostalbkreises und der Kliniken Ostalb bewerben. Hier finden Sie weitere Informationen.

Ostalbkreis erhält Landesförderung zur Weiterentwicklung der Primärversorgung im Schwäbischen Wald
05.07.2022Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg fördert landesweit zehn neue Projekte zum Aufbau von Strukturen der gesundheitlichen Primärversorgung. Dazu zählt auch das Projekt des Ostalbkreises "Primärversorgung im Ostalbkreis - Einführung von Case Management und Community Health Nursing im Primärversorgungsnetzwerk Schwäbischer Wald", welches mit rund 175.000 Euro unterstützt wird.
Landrat Dr. Joachim Bläse dankt dem Land und freut sich, dass der Ostalbkreis nun einen weiteren innovativen Baustein für eine zukunftsfähige und nachhaltige medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger erproben kann: "Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Fördergelder die gesundheitliche Grundversorgung sowie die multiprofessionelle und sektorenübergreifende Zusammenarbeit im Primärversorgungsnetzwerk in der Region "Schwäbischer Wald" zu verbessern. Die Region haben wir wegen der dortigen Unterversorgung im hausärztlichen Bereich ausgewählt."
Unter Primärversorgung wird die Erstberatung und medizinische Grundversorgung verstanden. Das Netzwerk stellt einen dezentralen Zusammenschluss von unterschiedlichsten Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialbereich dar, wie etwa Hausarzt, Ernährungsberatung, ambulanter Pflegedienst und Beratungsstellen. Die Mitglieder des Primärversorgungsnetzwerks werden bei der Behandlung von chronisch kranken und multimorbiden Personen mit komplexem Versorgungsbedarf eng zusammenarbeiten und beispielsweise interdisziplinäre Fallkonferenzen durchführen. Unterstützt werden sie künftig von einem Patientenlotsen (Case Manager) und einer Gemeindeschwester (Community Health Nurse), die den Patientinnen und Patienten bei organisatorischen Aufgaben, bei der Behandlung ihrer Erkrankungen sowie bei den Themen Prävention und Gesundheitsförderung zur Seite stehen.
Weitere Informationen zum Förderprojekt Primärversorgung finden Sie hier:
Physician Assistants sollen Ärztinnen und Ärzte unterstützen
12.05.2022Hochschule Aalen, Kliniken Ostalb und Landratsamt Ostalbkreis initiieren neues medizinisches Studienangebot.
Der Ärztemangel nimmt immer weiter zu, auch Pflegekräfte werden händeringend gesucht. Das Problem wird sich in Zukunft noch verstärken. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ergreifen die Hochschule Aalen, der Ostalbkreis sowie die Kliniken Ostalb gemeinsam die Initiative: Zum Wintersemester 2022/23 startet das neue Studienprogramm Physician Assistant (Arztassistenz) an der Hochschule Aalen. Die praktische Ausbildung findet in den Kliniken Ostalb statt. Im Interview erklären Landrat Dr. Joachim Bläse, Prof. Dr. Harald Riegel, Rektor der Hochschule Aalen, Prof. Dr. Andreas Ladurner, Gründungsbeauftragter und Studiendekan für den Studienbereich Gesundheitsmanagement an der Hochschule Aalen, und Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, was es mit dem neuen Angebot auf sich hat, wie das Studium abläuft und wie es der Region nutzen wird.
Warum ist es der Hochschule Aalen wichtig, ihr Angebot im Gesundheitsmanagement weiter auszubauen?
Prof. Riegel: Wir sind eine Hochschule für die Region und übernehmen gesellschaftliche Verantwortung. Wir haben im gesamten Gesundheitssystem einen Mangel an qualifiziertem Personal. Mit unserem neuen Studienangebot bilden wir Fachkräfte in einem modernen und hochattraktiven Berufsbild aus, sowohl für Kliniken als auch für Medizinische Versorgungszentren und Praxen. Für uns als Hochschule ist der Studiengang auch eine gute Möglichkeit, den Frauenanteil zu erhöhen, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass wir mit unseren Angeboten im Gesundheitsbereich viele Frauen ansprechen, die sonst vielleicht kein passendes Studienangebot an der Hochschule gefunden hätten.
Was macht ein Physician Assistant?
Prof. Ladurner: Physician Assistant ist ein Gesundheitsberuf, der Ärztinnen und Ärzte entlastet und unterstützt. In Deutschland ist das ein recht neues Berufsbild, das es in den USA schon länger gibt und das sich jetzt auch bei uns etabliert. Physician Assistant ist ein sehr vielseitiger Beruf: Nach dem Studium können Physician Assistant in allen Gesundheitsbereichen arbeiten, zum Beispiel in der Notfallversorgung, im OP oder in Hausarztpraxen.
Was ist der Unterschied zu einem Arzt und wie können Physician Assistant in der medizinischen Versorgung unterstützen?
Prof. Solzbach: Das Studium ist ähnlich aufgebaut wie ein Medizinstudium und umfasst viele Module davon. Die späteren Tätigkeiten liegen zwischen einer Pflegekraft und einem Arzt. Ein Physician Assistant ersetzt diese aber nicht, sondern unterstützt sie. Es handelt sich um einen zusätzlichen Mitarbeitenden, der dabei hilft, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und zum Beispiel Anamnesen durchführt, Blut abnimmt oder Prozesse dokumentiert. Es ist ein sehr attraktiver Beruf, für den wir die Menschen begeistern wollen. Damit wäre allen – von den Kliniken bis zur Hausarztpraxis – geholfen. Gerade auch bei uns in den Kliniken Ostalb wäre das eine tolle Unterstützung. Im optimalen Fall hätten die Ärzte dann auch wieder mehr Zeit für die Patienten und ihre Bedürfnisse.
Was sind die Inhalte des Studiums? Wo findet die praktische Ausbildung statt?
Prof. Ladurner: Das Studium umfasst die klassischen medizinisch-theoretischen Fächer wie Physiologie, Pathologie und Pharmakologie. Dazu kommen die klassischen praktischen Fächer wie Untersuchungsmethoden in der Chirurgie oder Inneren Medizin. Und ein Kennenlernen von Spezialgebieten wie beispielsweise Dermatologie oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Der Lehrplan hält sich da an die Vorgaben der Bundesärztekammer. Zusätzlich gibt es bei uns an der Hochschule Aalen noch Highlights wie klinische Psychologie, Gender-Medizin oder Public Health. Schließlich wird dies ergänzt durch Medizinmanagement oder Fächer wie medizinische Fachsprache, Dokumentation oder E-Health. Alle theoretischen Teile finden an der Hochschule statt, die praktischen Teile bei unserem Kooperationspartner, den Kliniken Ostalb. Die Verzahnung ist da sehr eng.
Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und den Kliniken Ostalb?
Prof. Solzbach: Es ist wichtig, dass die Studierenden möglichst früh den klinischen Alltag kennenlernen. Ähnlich wie im Praktischen Jahr nach dem Medizinstudium, müssen sie in Praktika in den verschiedenen Abteilungen der Kliniken Erfahrungen sammeln. Außerdem haben wir viele Ärztinnen und Ärzte, die als Lehrbeauftragte an der Hochschule Vorlesungen halten können. Das ist eine Win-Win-Situation.
Prof. Riegel: Statt sieben Semester dauert das Studium zum Physician Assistant acht Semester. Das liegt daran, dass der Praxisanteil nochmal höher ist als bei unseren anderen Studiengängen. Jedes Semester hat einen zusätzlichen Praxisanteil, bei dem die Studierenden in den Kliniken Ostalb tätig sind. Die Kliniken Ostalb liegen in Laufweite der Hochschule. Von dieser Nähe können beide Seiten nur profitieren und diesen Vorteil wollen wir nutzen. Zusätzlich zu den Ärztinnen und Ärzten, die bei uns als Lehrende eingesetzt werden können, wollen wir gemeinsam mit dem Landkreis sogenannte Shared Professorships ermöglichen, die sowohl in den Kliniken Ostalb arbeiten als auch bei uns an der Hochschule unterrichten.
Welche Bedeutung hat das neue Studienangebot für den Landkreis?
Dr. Bläse: Für uns als Landkreis ist der neue Studiengang wichtig, weil es zum einen um die Zukunftsfähigkeit des Ostalbkreises geht. Dazu gehört eine hervorragende Hochschule mit innovativen Studienangeboten. Der Gesundheitsbereich ist da ein wichtiges Profilelement für die Zukunft. Umso mehr freut es mich, dass die Hochschule Aalen diese Entwicklung vorantreibt und neue Themenfelder bespielt. Zum anderen ist die zukünftige ärztliche Versorgung eine große Herausforderung für den Landkreis. In diesen Berufsfeldern ringen wir massiv um junge Menschen. Und die Erfahrung zeigt, dass jemand, der hier ausgebildet wurde oder schon einmal gearbeitet hat, auch gerne bleibt. Diese Verbindungen wollen wir aktiv fördern.
Können Physician Assistants den Mangel an Ärztinnen und Ärzten kompensieren?
Dr. Bläse: Wir brauchen viele Mosaiksteine, um die Gesamtherausforderung der gesundheitlichen Versorgung der Zukunft anzugehen. Ein Berufsbild wie der Physician Assistant hat da bislang gefehlt und ist aufgrund der Akademisierung für junge Menschen sehr interessant. Wenn wir die Fachkräfte bereits in der Region ausbilden können, ist das ein großer Pluspunkt, der uns auf jeden Fall helfen wird.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen?
Prof. Ladurner: Das Studium zum Physician Assistant ist eine tolle Möglichkeit z. B. für Abiturienten oder Fachabiturienten, die sich für das Thema Medizin interessieren. Eine vorhergehende abgeschlossene Berufsausbildung ist nicht notwendig. Natürlich sind aber auch Bewerberinnen und Bewerber mit einer pflegerischen Berufsausbildung herzlich willkommen, die jetzt noch ein Studium draufsetzen möchten. Oder Interessenten, die gerne in den medizinischen Bereich möchten. Zum Start werden wir 24 Studienplätze anbieten; das Angebot wollen wir dann in den nächsten in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Interessenten können sich ab sofort bewerben.

Neue Servicestelle für die ärztliche Versorgung im Ostalbkreis
11.05.2022Im Landratsamt wurde eine neue Servicestelle eingerichtet, an die sich Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte, weitere Gesundheitsakteure sowie Kommunen bei allen Fragen rund um das Thema der ärztlichen Versorgung im Ostalbkreis wenden können.
Der Ostalbkreis setzt sich gemeinsam mit den Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd sowie den Kliniken Ostalb für die Sicherstellung einer hochwertigen medizinischen Versorgung ein. Nun wurde im Zuge dessen eine Servicestelle im Landratsamt eingerichtet, die alle Anliegen im Bereich der ärztlichen Versorgung im Ostalbkreis bearbeitet.
Medizinstudierende erhalten etwa Unterstützung beim Finden einer geeigneten Stelle für Praktika, Famulaturen, das Praktische Jahr oder die Facharztweiterbildung. Zudem werden Ärztinnen und Ärzte bei der Suche nach einer passenden Praxis für eine Niederlassung oder Anstellung unterstützt. Auch bei der Suche nach einer Wohnung, einem Bauplatz, einem Job für die Partnerin oder den Partner oder einem Kitaplatz helfen die Mitarbeiterinnen des Landratsamts, die die Servicestelle betreuen, gerne weiter. Außerdem können im Ostalbkreis praktizierende Ärztinnen und Ärzte beispielsweise Unterstützung bei der Organisation von ärztlichen Zusammenschlüssen und Praxisvergrößerungen, der Gewinnung von Fördermitteln oder der Suche nach einer Nachfolge erhalten.
Unter folgenden Kontaktdaten ist die Servicestelle montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:00 Uhr und freitags von 08:00 bis 12:00 Uhr zu erreichen:
Telefon: 07361 503-2085
E-Mail: medi-servicestelle@ostalbkreis.de